Bauern haben Perspektiven, wenn die Spielregeln passen
Beim gut besuchten Bauernstammtisch des UBV Liezen in Aigen konnte LKR Hans Ilsinger zahlreiche interessierte Bäuerinnen und Bauern zu einem Erfahrungs- und Meinungsaustausch willkommen heißen. Neben einem Referat über die rechtlichen Rahmenbedingungen bei Grundstücksablösen für die Nutzung von Kabeln, Leitungen usw. durch Mag. Posch von der LK Steiermark standen vor allem die Spielregeln für die Land- und Forstwirtschaft im Mittelpunkt der Vorträge. Dabei skizzierten Christine Landl, Josef Sallfeldner, Andreas Gusterhuber und Harald Buchsteiner aus ihren persönlichen Erfahrungen und mit Beispielen die Chancen und Perspektiven für Bauern heute.
Kritisch hinterfragte man dazu die politisch vorgegebenen Rahmenbedingungen. Noch nie zuvor wurde man derart mit Auflagen drangsaliert, wie dies aktuell durch die neue GAP (Gemeinsame EU-Agrarpolitik) konkret passiert. Man stellt sich daher die Frage, wer vertritt die Interessen der Bauern? Jedenfalls lehnt man diese GAP ab, denn sie sei auch ein Zeichen des kompletten Versagens der eigenen Vertretung.
Millionen für die Bauern?
In der öffentlichen Wahrnehmung erzeugt man seitens der Bauernvertretung immer wieder den Eindruck, es würde ein Füllhorn an Geld über die Bauern ausgeschüttet. Das entspricht aber nicht der Realität auf den Bauernhöfen. Die Bauern haben weder bei den „Ausgleichszahlungen“ noch bei den Erzeugerpreisen beispielsweise einen Ausgleich der Inflation. So sollte auf Grund der explodierenden Inflation heute eine Leistungszahlung von einst 1.000 Euro (zu Beginn des EU-Beitritts) heute 1.900 Euro ausmachen, damit die Kaufkraft in etwa die gleiche wäre. Christine Landl sieht im Auflagen-Diktat durch die von der EU vorgegebenen Spielregeln eine „Enteignung der Bauern“. „Bei Anliegen der „Allgemeinheit“ fährt man ohne Rücksicht über uns Bauern drüber“, zeigte Harald Buchsteiner die Herausforderung beim Leitungsbau oder bei der Situation mit den Wölfen aus. Andreas Gusterhuber erklärte, dass die Relation zwischen den Kosten und den Erträgen einfach nicht mehr passt. Während die Produktionskosten explodieren, stagnieren die Erzeugerpreise. Josef Sallfeldner betonte aber auch – wie seine Berufskollegen, dass man mehr denn je gefordert ist, Alternativen zu suchen und zu entwickeln. Das sei schon noch möglich, dazu müssen aber auch die betrieblichen Möglichkeiten gegeben sein, weil die Lage oder das Drumherum es auch ermöglichen.
Obmann Hans Ilsinger zeigte mit dem Unternehmer Josef Kaltenegger aus Graz ganz konkret auf, wo die Spielregen nicht passen und wie man dies abändern kann, wenn man will. Derzeit dominieren seitens der Bauernvertreter die Ausreden, nicht die Lösungen. Ein einfaches Beispiel: Bei der sogenannten „Staatlichen Energieunterstützung“ gibt es für die Industrie in Österreich mit rund 420.000 Mitarbeitern vom Staat rund 7 Milliarden Euro. Für die Land- und Forstwirtschaft sind es bei rund 400.000 Beschäftigten 110 Millionen Euro. Oder: Für Beamte gibt es – rechnet man die letzten 6 Jahre die Gehaltserhöhungen zusammen, ab 2023 rund 2,8 Milliarden mehr. Das entspricht dem Agrarbudget eines Jahres mit rund 2,84 Milliarden. Das durchschnittliche Einkommen liegt im Jahr bei den Beamten bei rund 58.000 Euro, bei den Bauern bei rund 10.000 Euro. Ein Schelm, der Böses denkt.
UBV hat Programm für eine echte Bauerzukunft
Daher hat der UBV ein Programm geschrieben, wo man eine echte Leistungsabgeltung für die durch die Bauern erbrachten Leistungen einfordert und auch sachlich wie fachlich konkret festgehalten. Darin sind die Leistungsabgeltung für die Kosten zur Gestaltung wie Erhaltung von 1 Hektar Kulturland genauso dargestellt, wie die geforderte Leistungsabgeltung für die Speicherung von CO2 und die Erzeugung von Sauerstoff (nur die Bauern machen dies mit der aktiven Landbewirtschaftung). Oder die Forderung nach einer Abgeltung der Inflation bei Ausgleichszahlungen wie bei Erzeugerpreisen. Bei den Sozialversicherungsbeiträgen ist man seitens der eigenen Vertretung nicht so zimperlich. Diese steigen mit Index bei sinkendem Einkommen trotzdem. Das ist bei den Bauern einmalig! Ein zentraler Punkt sind schließlich echte, faire Spielregeln. Derzeit hinterfragt niemand, unter welchen Voraussetzungen importierte Waren, die dann als Billigstprodukt als Konkurrenz im Regal stehen, erzeugt werden. Das will der UBV ändern. Im Regal soll nur jene importierte Ware rein, wo in der Produktion die gleichen Auflagen gegeben sind, wie bei uns.
Zusammengefasst ist festzuhalten, die Teilnehmer waren über die konkreten Vorschläge und Überlegungen sehr positiv überrascht. Die Bauern sind trotz aller schlechten Vorzeichen nicht mutlos. Wenn man aber weiter aktive Bauern haben will, müssen die Spielregeln fairer werden. Sowie: die überbordende Bürokratie und die ungenierten Schikanen sind sofort abzustellen. Ändert sich das nicht, werden weiter tausende Bauern einfach aufhören. Seit dem EU-Beitritt hat sich der Bauernstand österreichweit halbiert (von rund 230.000 auf derzeit rund 110.000 Bauern).
Am Bild von links: Harald Buchsteiner, Andreas Gusterhuber, Christine Landl und Josef Sallfeldner zeigten in ihren Beiträgen die Schwächen und Ungerechtigkeiten durch schlechte, falsche Spielregeln auf. Gleichzeitig betonten sie aber auch, welche Möglichkeiten man bei entsprechenden Rahmenbedingungen für eine gute Entwicklung des Betriebes umsetzen kann.
Obmann Hans Ilsinger (am Bildrand links) konnte zahlreiche interessierte Bäuerinnen und Bauern zu einem spannenden UBV-Bauernstammtisch im Gasthof Dornbusch in Aigen begrüßen. Bei der Veranstaltung stellte er auch das ambitionierte Programm des UBV vor.
Bei Bauernstammtisch in Gai bei Trofaiach referierten u.a. Hans Ilsinger, Josef Gottlieb Wallner, Gerhard Mariacher und Barbara Kapaun. Wie in Aigen waren unter den interessierten Teilnehmern auch wieder viele junge Bäuerinnen und Bauern. Die Auflagenflut wie die unüberschaubare Bürokratie sind aus der Sicht der Teilnehmer nicht mehr zu akzeptieren.
Man fragt sich zu Recht: „Wer vertritt die Interessen die Bauern oder andersherum: Wesen Interessen werden wirklich konkret vertreten? Augenscheinlich nicht die der Bauern. Die Teilnehmer waren wieder von der hohen fachlichen Qualität sowie Sachlichkeit der Aussagen sehr positiv überrascht. Die Bauern wollen Lösungen für ihre Anliegen. Der UBV hat mit seinem Programm ganz konkrete Ideen auf den Tisch gelegt, wie man wieder ökonomische Perspektiven als Bauer hat.