Der Biomarkt ist eines von vielen Beispielen, wie die Zeichen der Zeit nicht genutzt werden und wurden, weil das marktwirtschaftliche Denken fehlt. Die Bioausschusssitzung der Landwirtschaftskammer war für mich persönlich eine der interessantesten Ausschusssitzungen der letzten 5 Monate. Nach über 20 Jahren hatte ich wieder Kontakt und Information zur Biolandwirtschaft. Spannend war vor allem, wohin sich diese in den letzten zwei Dekaden entwickelt hat.
Als 1995 die Beratung und die Antragstellung zur Bioförderung durch die Landwirtschaftskammer erfolgte, wurde so manchem Bauer die Mitgliedschaft zum Verband „Ernte für des Leben“ nahegelegt. Dies war eine gute Idee, um den BIO-Bereich zu bündeln und Geschlossenheit zu haben. 1995 wurde bei der Kärntner Milch mit dem Sammeln von BIO Milch begonnen, täglich etwa 3.000 Liter. Der damalige Billa Chef Karl Wlaschek hatte Interesse an einer Eigen-Biovermarktungsschiene und stellte für diese Projekt einen beachtlichen finanziellen Beitrag zur Verfügung. 1996 wurde BILLA an REWE verkauft, und das Biomilchprojekt von Billa wurde von Salzburger Milchbauern aufgegriffen. Kärnten versuchte sein Glück bei der Biomilchvermarktung mit der Eigenmarke „BIO plus“ über die Vertriebswege ADEG und SPAR. ADEG war damals noch nicht bei REWE.
Obwohl man versucht hatte, möglichst viele Biobauern zu einem Verband zusammen zu schließen, fehlte es an Professionalität. Man hätte Milchproduktion, Verarbeitung und bei entsprechender Marktbearbeitung von der Produktion bis zur Vermarktung alles in einer Hand gehabt. Biomilch Austria wäre ein guter Markenname gewesen.
Gleichzeitig erkannten findige Marketingstrategen der Handelskonzerne den BIOMARKT. Mit ausgeklügelten Ideen und Strategien zur Umsetzung wurden die Eigenmarken erfunden. Obwohl man keine Milchproduktion und keine Milchverarbeitung in der Hand hatte, wurde die Situation mit geeigneter Verpackung, guter grafischer Darstellung und natürlich Werbung professionell genutzt. Heute beherrschen diese Handelskonzerne ohne eigene Milchproduktion und Verarbeitung den Markt und verfügen dadurch auch über entsprechende Marktmacht.
Die eigentlichen Machthaber der Bioware, nämlich die Milchbauern, haben in dieser Marktsituation ein BIOKOMPETENZZENTRUM errichtet. Dabei sah man die Zukunft in der Verwaltung. Die oben erwähnte Bioausschusssitzung zeigt: Bei den Organisationen der Bioverbände wird nur mehr über Richtlinien, Gesetzesvorgaben und somit über Bürokratie und Verwaltung diskutiert. Bei Marktgestaltung und Produktgestaltung ist man nicht mehr auf dem Spielfeld, dieses beherrschen ANDERE – warum ist das so?
Das Wissen und das KÖNNEN, wie man am Markt besteht und vor allem wie man eine Marktposition aufbaut, dürfte nicht vorhanden sein. Und so geht es uns Bauern in vielen Bereichen.
Heimo Urbas