Der unabhängige Bauernverband sieht den Green Deal als Beispiel praxisferner Agrartheorie, welcher gerade die kleinstrukturierte Landwirtschaft zur Existenzfrage treibt und sein ursprüngliches Ziel „den Klimaschutz“ völlig verfehlt. Zur zukünftigen Vermeidung solcher fehlerhaften Entscheidungen fordert der UBV die Einrichtung eines Praktikernetzwerkes.

Der wissenschaftliche Dienst der Europäischen Kommission (JRC) hat seinen Bericht zu den Auswirkungen des Green Deal auf die Landwirtschaft veröffentlicht. Die zwischen den Zeilen versteckten Folgen sind für die Höfe katastrophal bis vernichtend. Die kostspieligen Auflagen des Green Deal drosseln die landwirtschaftliche Produktion in Europa. Die NEC-Richtlinie ist ein weiterer Todesstoß und ist der absolute Widerspruch zu jeglichen Tierwohl-Programmen. Die Modellrechnungen stellen auch das eigentliche Ziel des Green Deal „die deutliche Reduzierung der Treibhausgasemissionen“ in Frage. Die Treibhausgas-Emissionen werden nur auf dem Papier schön gerechnet, da ein Großteil der verringerten europäischen Produktion ins Ausland verlagert würde.

„Das Projekt Greendeal hat versagt. Es wurde im Vorfeld nur im Sinne der Industrie und des grenzenlosen Wachstums ausgearbeitet. Wir Bauern wurden ungefragt, unberechtigt und überproportional in die Verantwortung genommen, um die Wirtschaft und Industrie zu schonen. Wir praktizierenden Bauern haben das Fachwissen und die Erfahrung, um CO2 durch Humusaufbau dauerhaft zu binden und somit die CO2-Bilanz zu senken. Das kann nur die Landwirtschaft. Der Green Deal muss neu geschrieben werden. Die CO2-Verursacher Industrie, Verkehr und Wirtschaft müssen neu bewertet, aber die Landwirtschaft honoriert, werden. Durch Verlagerung der europäischen Treibhausgas-Emissionen in die restliche Welt, wie es jetzt der Fall wäre, erreichen wir gar nichts für das Klima“, betont Karl Keplinger, Bundesobmann des UBV.

Der Unabhängige Bauernverband fordert, dass die Europäische Kommission aus dem Bericht des JRC die passenden Konsequenzen zieht. Der Green Deal in seiner jetzigen Form inklusive der Farm-to-Fork Strategie und NEC-Richtlinie steuert auf ein absehbares Chaos zu. „Wir sind erfreut, dass endlich auch Landwirtschaftsministerin Köstinger zu der Erkenntnis gelangt ist, dass der Green Deal so nicht haltbar ist“, sagt Keplinger.

Praktikernetzwerkes als Beratungsgremium gefordert
Dennoch wären diese ganzen Fehlentwicklungen vermeidbar gewesen, wenn die kritischen Stimmen aus der aktiven Landwirtschaft gehört worden wären. Es gibt in der Branche in allen Bereichen Spezialisten, welche sich ein unglaubliches Fachwissen angeeignet haben. Beispielsweise wurde von österreichischen Landwirten ein weltweites Netzwerk von Bodenexperten gegründet. Das Fachwissen, wie man bei voller (auch konventioneller) Bewirtschaftung der Flächen, ohne Ertragseinbußen, durch Humusaufbau CO2 binden kann, ist vorhanden. Es muss nur gehört werden. Jedoch sind viele dieser Vorreiter parteineutral und werden deswegen ignoriert. Der UBV fordert daher die Einrichtung eines Praktikernetzwerkes als Beratungsgremium für die Regierung, sowohl auf Landes-, als auch auf Bundesebene. Dieses Netzwerk soll parteineutral mit aktiven Landwirten aller landwirtschaftlichen Bereiche, welche sich Spezialwissen angeeignet haben, besetzt werden und deren Meinung soll vor und bei politischen Entscheidungen verpflichtend eingebunden werden.

„Landwirtschaft funktioniert nicht am Schreibtisch. Die gescheiterten Lösungsansätze stammen von den praxisfremden Theoretikern, die in den derzeitigen Gremien sitzen und sehen nur am Papier gut aus, haben aber oft in der Praxis katastrophale Folgen. Dies können nur Praktiker, welche hauptberuflich aktive Landwirte sind, erkennen. Daher müssen diese dringend eingebunden werden!“ Sagt Karl Keplinger abschließend.