Zu einem spannenden Informationsaustausch gestaltete sich ein Gespräch von UBV Vertretern und Bauern mit dem Obmann der Rinderzucht Austria (ZAR) sowie Tirol Milch Obmann & Aufsichtsratsvorsitzender der Berglandmilch, Stefan Lindner. UBV Tirol Obmann Alfred Enthofer hat mit Mitstreiter Hans Unterkircher zu diesem Hintergrundgespräch nach Strass im Zillertal eingeladen. Mit dabei waren auch UBV Vertreter aus Niederösterreich, Salzburg und der Steiermark sowie der Obmann des „Transit Forums Austria – Xund leben im Alpenraum“ Fritz Gurgiser!
Stefan Lindner steht für einen modernen, offenen Dialog, wenn es um Bauernanliegen geht. Er verweigert nicht das Gespräch und die Diskussion. Das ist grundsätzlich sehr gut, auch wenn nicht immer alle Anliegen/Fragen der Bauern gelöst werden können. Der Dialog ist aber immer der bessere Weg, statt dem „Abmauern oder Ausschweigen“, bei unangenehmen Fragen. Lindner skizzierte ungeschminkt die Herausforderungen am Markt für die Erzeugermilchpreise. Lindner erzählt, „es gibt auf den Märkten oft unverständliche oder sehr einseitige Entwicklungen“. Auf Basis der aktuellen Spielregeln gibt es da auch viele „Ungerechtigkeiten“. Als Verantwortlicher in einer Molkerei muss man trotzdem einen Weg finden, der dem Milchbauern einen akzeptablen Erzeugerpreis bringt und zudem auch das stabile Überleben einer genossenschaftlichen Molkerei sichert. Diese stehen ja z.B. in Österreich auch im Eigentum der Bauern. Es genügt daher nicht, beispielsweise nur bei den Abnehmern aus dem Lebensmittelhandel (LEH) die Sündenböcke für zu niedrige Erzeugerpreise zu suchen. Auch dann nicht, wenn es kein Verständnis für Rabattschlachten im LEH gibt. Oder wenn importierte Produkte mit deutlich weniger Auflagen die heimischen Erzeugnisse preislich massiv unter Druck setzen. „Am Markt passiert nur, was die aktuellen Spielregeln zulassen. Das gilt für die Milch, beim Fleisch, beim Obst oder beim Gemüse“, betont Lindner. „Diese Spielregeln macht die Politik! Diese muss daher die derzeitigen Spielregeln so ändern, dass es auch für die Anliegen der Bauern passt“.
Interessiert haben sowohl Lindner wie Gurgiser auf die vom UBV niedergeschriebenen, konkreten Vorschläge reagiert. Z.B., dass der LEH maximal 100 % auf jenen Preis aufschlagen darf, welchen der LEH für den Wareneinkauf bezahlt. Damit wird das „Preisdrücken“ auf heimische Erzeugnisse mit billigen Importwaren gestoppt. Oder: Das man ein Verbot für den Import von Lebensmitteln fordert, wofür man Regenwald rodet bzw. nur Produkte importiert werden dürfen, welche die gleichen Auflagen bei der Produktion haben, wie hier.
Man war sich generell einig, dass die derzeitigen Rahmenbedingungen für die Land- und Forstwirtschaft nicht zukunftstauglich sind. Das heißt mit anderen Worten, es braucht neue Spielregeln oder wie es der UBV formuliert: „Es braucht neue Wege in der Agrarpolitik“. Echte, faire Spielregeln würden die Verwerfungen am Markt verändern. Das wäre für die Bauern wie z.B. die Molkereien wichtig. Gurgiser meinte dazu pointiert: „Wer Regionalität will und wer intakte, heimische Regionen stärken will, der muss dann konsequenter Weise die heimische Lebensmittelerzeugung stärken wie schützen. Das Modell des freien Warenverkehrs in der EU ist gescheitert und in der Form für den Bereich Lebensmittel komplett unbrauchbar“. Stefan Lindner betonte dazu, „wenn wir andere Spielregeln haben, werden wir wahrscheinlich am Ende die Erzeugerpreise anders – sprich deutlich besser – gestalten können“. Die UBV Vertreter zeigten zudem an einigen weiteren Beispielen konkret auf, dass die aktuellen Spielregeln mit den damit einher gehenden absolut nicht zufriedenstellenden Erzeugerpreisen für die Bauern katastrophal enden. Konkret, die äußerst schlechten Erzeugerpreise bedeuten, dass noch tausende Betriebe aus ökonomischen Gründen zusperren müssen.
Das Resümee des Gespräches ist:
Stefan Lindner wie Fritz Gurgiser wollen mit dem UBV den Dialog fortsetzen. Lindner lud zudem ein, gemeinsam über notwendige Schritte nachzudenken bzw. Anregungen einzubringen, die man dann gemeinsam für die Verbesserung der Anliegen der Bauern umsetzen kann. Fritz Gurgiser will – aus der Sicht von Konsumenten, die ja alle auch viele gleiche Interessen, wie die Bauer haben, mit dem UBV mögliche gemeinsame Initiativen auf den Weg bringen. Der UBV wird generell, so betont UBV Tirol Obmann Alfred Enthofer – österreichweit diese Dialoge wie Hintergrundgespräche weiterentwickeln wie weiterführen. Der Leitfaden dazu ist das am Tisch liegende Papier des UBV für neue Wege in der Agrarpolitik!
Zur Person Stefan Lindner:
Stefan Linder kommt aus Oberndorf in Tirol (zwischen Kitzbühel und Sankt Johann in Tirol). Am Schörgerer Hof wird Milchwirtschaft und Rinderzucht betrieben, Milch zur Berglandmilch und ein Teil in der eigenen Hofkäserei verarbeitet. Zur Familie Lindner gehört auch der Penzinghof, ein Wellnesshotel sowie ein eigenes Biomasseheizwerk. Ein besonderes Hobby von Stefan Lindner ist der Skisport, er ist beim Skiclub Kitzbühel der Pistenchef für den Ganslernhang, wo bei den Kitzbühel Rennen der Slalom stattfindet.
Zur Person Fritz Gurgiser:
Fritz Gurgiser ist der Obmann des Transit Forums Austria – Xund leben im Alpenraum. Gurgiser engagierte sich ab 1987 im Widerstand gegen den Transit und gründete 1994 das Transitforum Austria. Mit dem alpinen Bürgerrechtsforum für die Anliegen der Bürger in der Alpenregion kämpft man mit dem Motto „Einmischen statt Raunzen“ unermüdlich mit konkreten Lösungsvorschlägen erfolgreich gegen Unrecht und Missbrauch sowie falsche wie schlechte Spierlegeln rund um den Transitverkehr. Ein Motto, das auch dem UBV eigen ist.