Barbara Kapaun-Lerchbaum aus Mautern ist die neue Landwirtschaftskammerrätin für die Region Murtal/Murau/Mürztal und geschäftsführende Obfrau des UBV Steiermark. Ihr Vorgänger, der Murauer Josef Gottlieb Wallner, zog sich aus gesundheitlichen Gründen zurück.
„Viele Betriebe funktionieren deshalb noch, weil es auf den Betrieben mehrere „kostenlose – meist Familienarbeitskräfte“ – gibt, die dem Betriebsführer nichts kosten und zudem umsonst arbeiten“, gibt Barbara Kapaun-Lerchbaum beim Pressegespräch am 11. September 2024 zu bedenken. Oft zahlen Eltern oder Großeltern zudem in den Betrieb hinein. Sie zahlen von einer oft kargen Pension eine Leasingrate für ein Gerät, damit am Ende des Tages der Bauer/die Bäuerin – das Unternehmen „Bauernhof“ ökonomisch über die Runden kommt. Und dann gibt es bei vielen Betrieben noch die „Sparkasse“ Wald, wo man durch einen Holzverkauf das Minus aus der Landwirtschaft ausgleicht. Die Frage ist aber dabei auch, wie lange noch. Der Druck ist aktuell derart groß, dass man einfach die Bewirtschaftung aus ökonomischen Gründen beendet. Das gibt es in keiner anderen Berufsgruppe.
Rinderbauer und Bezirkskammerrat Ing. Georg König: „Wir bekommen immer neue Auflagen – Beispiel Kuh +, wo unser Aufwand steigt, aber wir diesen nicht bezahlt bekommen. Es gibt bei uns auch keine Abgeltung der Inflation – weder bei den öffentlichen Zahlungen noch bei unseren Produkten. Der Erzeugermilchpreis ist nach wie vor dort, wenn überhaupt, wo er vor 30 Jahren war – bei knapp 54 Cent! Die Produktionskosten haben sich verdoppelt, verdreifacht bis verfünffacht. Wie soll diese Gleichung funktionieren? Das muss sich ändern. Die Molkerei muss z.B. eine Zielvorgabe definieren, die für den Bauern einen Milchpreis ermöglicht, der die Fixkosten trägt und einen Gewinn ausweist. Gemessen an der Teuerung sollte der Bauernmilchpreis bei rund 1,10 Euro liegen. Zudem wird die verfügbare Arbeitszeit immer geringer, weil neben unserer eigentlichen Hauptarbeit wir mit Bürokratie überrollt werden.“
BKR Ing. Andreas Racz – Rinderbauer, Waldwirtschaft, Milchvieh, Almwirtschaft – Oberes Murtal/Neumarkt,
Die Kostenexplosionen sind – aus kaufmännischer Sicht – nicht mehr verantwortbar. Dazu kommen jedes Jahr neue Auflagen – immer mehr Bürokratie, wo sich niemand mehr auskennt und man sich – sachlich betrachtet – die Frage stellt, welchen Sinn hat diese Auflagen eigentlich noch? Wir müssen z.B. Bio-Diversitätsflächen anlegen, die man mähen oder schlegeln kann. Hat jemand kein Mähwerk und schlegelt er, dann zerstört man am Beispiel Schmetterling mehr, als man Nutzen stiftet. Hat man Flächen, die größer als 5 Hektar sind, kann man beispielsweise das „flächige Landschaftselement Stauden/Sträucher“ auch als Biodiversitätsfläche nutzen. Ist das Grundstück kleiner, geht das nicht? Warum nicht, kann dir niemand beantworten. Oder – warum kann man nicht mit einem Antrag die ganze Periode abbilden – und allenfalls Korrekturen jedes Jahr unkompliziert ermöglichen? Dazu kommt der zentrale Faktor – Aufwand – versus Ertrag/Einkommen. Da passt die Gleichung jedes Jahr weniger. Es gibt dann meist nur die Konsequenz – aufhören! Das ist nicht unser Ziel!
BKR Reinhard Dullnigg, Rinderzüchter, Waldbauer, Pferdezucht – Steirisch Laßnitz bei Murau
Es gehen uns die Arbeitskräfte – sprich die Bauern, die noch selber bewirtschaften, aus. Weil es sich vorne wie hinten nicht rechnet, hören viele – vor allem auch Nebenerwerbsbauern – auf und hoffen, dass es der Nachbar mitmacht. Doch auch das hat seine Grenze. Wenn man dies arbeitstechnisch nicht mehr schafft, werden diese Flächen zuwachsen. Wir mähen viele solcher Flächen, weil wir das gerne tun, aber es geht so nicht weiter! Der Politik, der Gesellschaft ist nicht bewusst, was das in den nächsten Jahren konkret bedeutet. Die Pflege/Bewirtschaftung bedeutet nicht nur Gestaltung der Landschaft, sondern auch Sicherheit, dass Hänge nicht rutschen, der Tourismus eine offene, gestaltete Landschaft hat. Die heute aktiven Bauern im Nebenerwerb leben es noch mit Herz. Die Nachfolger wollen sich nicht mehr für nix – also ohne echter Leistungsabgeltung – schinden. Daher wird es mit den jungen Generationen sehr rasch und sehr dramatisch enden – sprich die Regionen werden zuwachsen.
LKR Mag. Gerhard Mariacher, Nebenerwerbs-Forstwirt aus Graz
Wenn die Spielregeln für die Land- und Forstwirte nicht radikal verbessert werden, dann ist die ökonomische Perspektive äußerst schlecht. Das beginnt in Brüssel, wo man z.B. mit dem aktuellen Renaturierungsgesetz oder mit der aktuellen EU-Entwaldungsverordnung die Bauern praktisch enteignet bis entmündigt. Es gibt zudem wenig Einsicht bei der eigenen Standesvertretung für aktuelle Problemstellungen. Sie schweigt sich bei vielen Fragen aus. Wenn man konkrete Anträge z.B. in der Vollversammlung der LK zur Lösung von konkreten Problemen einbringt, dann werden diese von der Mehrheitsfraktion BB (Bauernbund) abgelehnt oder in einen Ausschuss verwiesen, wo man dann nachdenkt, wie kann man den Antrag ablehnen. Man fragt sich schon öfters, warum wollen unsere Kollegen der Mehrheitsfraktion diese offenen Baustellen nicht lösen? Worum geht es bei der Standesvertretung dann eigentlich? Es hat immer mehr den Eindruck, Vieles wird nicht erledigt oder auf die Seite geschoben, weil es nicht in die Strategie der eigenen Partei passt. Das ist ein großer Unterschied zum UBV. Wir kämpfen für eine Sache und nicht für das fixe Einkommen aus einer öffentlichen Funktion. Wir machen das, was die Bauern brauchen und nicht, was die Partei will.